Raus aus der Euro-Krise mit sicheren Staatsanleihen?
25.09.2011Die letzten Wochen haben klargemacht, die Euro-Krise ist noch lange nicht ausgestanden. Die Diskussionen um einen möglichen Austritt von Griechenland aus dem Euro nehmen gerade erst richtig Fahrt auf. Für Anleger stellt sich die Frage nach Alternativen für Staatsanleihen in Europa. In Sachen Sicherheit sind diese durchaus zu finden, Doch wer auf große Sprünge hofft, muss dabei enttäuscht werden. Die relativ risikolose Anlage in wirtschaftlich stabilen Nationen wie Norwegen oder der Schweiz, bezahlt man mit niedrigen Renditen. Mitunter sogar schon mit Negativzinsen.
Staatsanleihen kurz erklärt
Die Staatsanleihe stellt ein wichtiges Finanzierungselement für das jeweilige Land dar. Um neue finanzielle Mittel zu erhalten, werden unterschiedlich lange Anleihen herausgegeben. Wichtig hierbei ist die Bonität. Wird diese von den
Ratingagenturen
als sehr gut eingeschätzt, müssen auch nur geringe Zinsen bezahlt werden. Länder wie Griechenland, Portugal oder zunehmend auch Italien stehen vor dem Problem, dass ihre Anleihen als unsicher eingestuft werden. Die Folge sind massive Zinsaufschläge, verglichen mit Ländern wie Deutschland.
Sichere Staatsanleihen für fremde Währungen
Wer das Vertrauen in den Euro an sich verloren hat, kann sich nach Alternativen auf den Anleihenmarkt umschauen. So gibt es beispielsweise in Europa noch etliche Staaten, die nicht den Euro als Währung besitzen. Ein Beispiel, das in den letzten Wochen hierbei sehr beliebt geworden ist, stellt das Nachbarland Schweiz dar. Das Land glänzt mit einigen wirtschaftlichen Eckdaten, so ist die Arbeitslosigkeit gering, sie lag im Mai diese Jahres bei 2,9 Prozent und die Staatsverschuldung ist wesentlich geringer, verglichen mit den meisten Staaten in der Euro-Zone.
Kein Wunder, dass sich viele Anleger nach schweizerischen Staatsanleihen umgesehen haben. Dies hat mittlerweile aber erstaunliche Konsequenzen. So hat das Land vor kurzer Zeit Staatsanleihen emittiert, die mit einem Negativzins von einem Prozent versehen sind. Dies bedeutet, dass die Anlagen am Ende der Laufzeit mit einem Zins weniger wieder zurückbezahlt werden. Durch die große Verunsicherung fanden diese Anleihen aber trotzdem einen reißenden Absatz. Fast neun Milliarden Schweizer Franken konnte der Staat dadurch einnehmen. Ein Traumgeschäft für die Eidgenossen.
Keine Währungsgewinne vorerst mehr beim Schweizer Franken
Neben dem Punkt, dass die Anleihen für die Schweiz minimal oder wie gesehen sogar negativ verzinst werden, ergibt sich aktuell ein weiteres Problem. Durch den starken Anstieg des Schweizer Franken im Vergleich zum Euro hat das Land in der jüngeren Vergangenheit starke wirtschaftliche Probleme bekommen. Der Absatz in den Euro-Raum schwächte sich ab, da die Produkte aus der Schweiz einfach zu teuer wurden. Zudem ist der starke Franken ein großes Problem für den Tourismus, den traditionell sehr wichtigen Wirtschaftspfeiler des Landes. Für viele Europäer war ein Blick auf die Alpen im Urlaub angesichts des Wechselkurses schlichtweg nicht mehr finanzierbar. Reisen in die Nachbarländer Italien oder Frankreich, demzufolge finanziell sinnvoller. Sinkende Urlauberzahlen sind somit die Folge für die Schweiz.
Um den Wechselkurs zu stützen, konkret um die eigene Währung zu schwächen, entschloss sich die Schweizer Nationalbank zu einem beachtlichen Schritt. Sie will fortab verhindern, dass der Schweizer Franken unter ein Niveau von 1,20 Eur/CHF im Wechselkursverhältnis fällt. Ein gewagtes Unternehmen, das für Anleger bedeutet, dass sie auf Währungsgewinne erst einmal nicht mehr setzen können. Allerdings ist unklar, ob das Aufkaufen von fremden Währungen, um den Mindestkurs des Schweizer Frankens zu halten, wirklich von der Bank durchgehalten werden kann.
Norwegen – Musterschüler im Norden
Ein anderes europäisches Land, das mit einem soliden Staatshaushalt und einer niedrigen Arbeitslosenquote glänzt ist Norwegen. Vor allem die großen Einnahmen aufgrund des vorhandenen Öls in der Nordsee bescheren dem Land eine stabile wirtschaftliche Situation. Deshalb erfährt auch die norwegische Krone seit etlichen Wochen eine starke Steigerung im Verhältnis zum Euro. Doch Vorsicht ist geboten, zwar sind die Staatsanleihen sehr sicher, doch die norwegische Regierung prüft längst auch Schritte, um die eigene Währung zu schwächen. Ein mögliches Instrument wäre die Absenkung des Leitzinses, der in Norwegen noch bei 2,25 Prozent liegt. Dadurch würden Kredite erleichtert und der Wert der Norwegischen Krone sinken.
Zudem sind beispielsweise die Kurse für bereits emittierte norwegische Anleihen in den letzten Wochen stark gestiegen. Dies ist wichtig bei einer Anlage in Staatsanleihen, die schon laufen und die an der Börse gehandelt werden. Hierbei kann man durch Kursgewinne, wenn man die Anleihen bis vor dem Ende der Fälligkeit zu einem höheren Kurs verkauft, und durch die Verzinsung Gewinne einstreichen.
Ein Beispiel unter vielen ist die Norwegen, Königreich NK-Anleihe 2004 (15) (WKN: A0BC8F), die 2004 aufgelegt wurde und noch bis Mitte Mai 2015 läuft. Die jährliche Nominalverzinsung liegt bei 5 Prozent. Durch den stark gestiegenen Kurs der Anleihe würde man aber als Anleger bei einem Kauf derzeit nur noch rund 1,6 Prozent pro Jahr an Rendite einstreichen. Rechnet man noch die derzeitige Inflation in Deutschland von über 2 Prozent hinzu, wird schnell klar, dass auch hier die Rendite auf Kosten der Sicherheit geht.
Fazit
Zusammenfassend stellt man fest, dass die Anlage in Staatsanleihen der beiden Staaten eine sehr sichere Investition darstellt. Allerdings fallen die möglichen Zinserträge bei diesen Anleihen gering aus. Das Niveau der Zinserträge bewegt sich zumindest bei kurz- und mittelfristigen Anleihen im unteren Bereich der aktuellen Zinszahlungen von
Tages
- oder
Festgeld
. Dadurch wird die bekannte Regel, dass ein geringes Risiko mit geringer Rendite einhergeht, einmal mehr bestätigt. Abzuwarten bleibt zudem, ob der Euro zukünftig nicht wieder zu alter Stärke zurückfindet, dann würden auch die Währungsgewinne entfallen, die in der jüngsten Vergangenheit möglich waren.
Daten zur Norwegen, Königreich NK-Anleihe 2004 (15)
Ausgabedatum: 15.05.2004
Fälligkeit: 15.05.2015
Anleihevolumen: 48 Milliarden Norwegische Kronen
Währung: Norwegische Krone (NOK)
Zinszahlung: jährlich
Rückzahlungskurs: 100 %
Stückelung: 1000
Kupon-Art: Fest