Geldanlage in Rohstoffe
Derivate als Alternative
In der letzten Zeit sind Rohstoffe vermehrt in den Blickpunkt des Anlagerinteresses gerückt. Die zunehmende Beliebtheit von Rohstoffinvestments ist vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen. Auf der einen Seite sind viele Anleger nach der Finanzkrise immer noch verunsichert und misstrauen dem Finanzmarkt. Sie sehen deshalb im Rohstoffmarkt einen vermeintlich sicheren Hafen, um ihr Kapital vor einem erneuten Zusammenbruch des Finanzmarktes zu schützen. Insbesondere die Edelmetalle haben in Form von steigenden Preisen von dieser Entwicklung enorm profitiert. Auf der anderen Seite sorgt nicht zuletzt auch das aktuell niedrige Zinsniveau dafür, dass ein Rohstoffinvestment vielen Anlegern als attraktive Alternative zu den klassischen Sparanlagen erscheint.
Was zeichnet die Anlageklasse Rohstoffe aus?
Rohstoffe sind Ressourcen, die direkt aus der Natur gewonnen und noch nicht weiter bearbeitet wurden. Im Gegensatz zu anderen Anlageprodukten verfügen sie zusätzlich über einen Gebrauchswert. Sie können entweder direkt konsumiert oder für die weitere Verarbeitung verwendet werden. Dank dieses Gebrauchswerts ist es nahezu unmöglich, dass ein Rohstoff gänzlich an Wert verliert. Die Preise der Rohstoffe bewegen sich im Gegensatz zu Aktienkursen zumeist immer in einer mehr oder weniger breiten Handelsspanne.
Wann kann der Anleger Gewinne mit Rohstoffen erzielen?
Ein großer Unterschied zu anderen Anlageklassen wie beispielsweise Aktien oder
Anleihen
besteht darin, dass Rohstoffe keine laufenden Erträge abwerfen. Bei Rohstoffen werden weder Zinsen noch Dividenden generiert. Die einzige Möglichkeit Gewinne zu realisieren, bietet sich durch einen Anstieg des Preises. Der Anleger muss die Rohstoffe zu einem höheren Preis verkaufen, als er zuvor selbst dafür bezahlt hat. Für den Anleger ist es daher wichtig, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf bzw. den Verkauf der Rohstoffe zu finden.
Welche Rohstoffe eignen sich als Anlageobjekt?
Schon seit ewigen Zeiten gehören die Edelmetalle zu den beliebtesten Anlagenobjekten im Bereich der Rohstoffe. Allen voran natürlich
Gold
und Silber. Edelmetalle haben zudem den entscheidenden Vorteil, dass sie keine eingeschränkte Haltbarkeit haben. Sie können über viele Jahre gehalten und erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt veräußert werden. Neben den Edelmetallen werden auch Industriemetalle (Aluminium, Kupfer, Blei) auf dem Rohstoffmarkt gehandelt.
In den letzten Jahren haben insbesondere die Rohstoffe, die zur Energiegewinnung genutzt werden, an erheblicher Bedeutung für den Rohstoffmarkt gewonnen. Heutzutage werden nämlich die wertmäßig größten Handelsvolumina am Rohstoffmarkt mit Energieträgern generiert. An erster Stelle steht dabei natürlich das Rohöl. Im Bereich der Energiegewinnung stehen dem interessierten Anleger eine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten offen.
Ein wichtiges Segment des Rohstoffmarktes besteht zudem aus dem Handel mit Agrarrohstoffen. Dazu gehören u.a. Zucker, Mais und Weizen.
Rohstoffpreise sind abhängig von Angebot und Nachfrage
Die Preise eines Rohstoffes ergeben sich einerseits aus einem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. So ist der aktuell hohe Goldpreis insbesondere auf die hohe Nachfrage zurückzuführen. Auf der Gegenseite führt die Verknappung eines Rohstoffs ebenfalls sehr oft zu steigenden Preisen. Insbesondere bei Agrarrohstoffen hat daher auch das Wetter einen deutlichen Einfluss auf die Preisentwicklung. So führte beispielsweise die Hitze des letzten Sommers in einigen Ländern (z.B. Russland) zu erheblichen Einbrüchen bei der Ernte von Weizen. Die Märkte reagierten daraufhin mit einem zeitweiligen Anstieg des Weizenpreises auf diesen Ernteeinbruch.
Aber nicht immer muss der Rohstoffmarkt unverzüglich auf eine Änderung von Angebot und Nachfrage reagieren. So können beispielsweise hohe Lagerbestände dazu führen, dass sich der Preis trotz eines Rückgangs bei der Produktion erst verspätet bzw. gar nicht nach oben bewegt.
Spekulanten beeinflussen die Entwicklung der Marktpreise
Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass heutzutage die Preisfindung auf den Rohstoffmärkten nicht mehr alleine auf Angebot und Nachfrage zurückzuführen ist. Vielmehr sind oftmals Spekulanten, die sich auf den Rohstoffmärkten tummeln, für die Preisentwicklung in erheblichem Maße mitverantwortlich. Große Rohstoffhändler, die teilweise auch selbst an der Produktion der Rohstoffe beteiligt sind, verfügen über eine erhebliche Marktmacht und können dadurch auf die Preisentwicklung einwirken.
Besonders in Nischenmärkten wie beispielsweise Zucker haben sie einen erheblichen Einfluss auf das Marktgeschehen. Wenn solche Akteure an den Terminbörsen große Positionen halten, haben sie einen Informationsvorsprung gegenüber anderen Marktteilnehmern und können die Preise stark in eine Richtung bewegen. Deshalb ist die Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten für den privaten Anleger oftmals schwer vorherzusehen. Das führt dazu, dass die Investition in Rohstoffe für den privaten Anleger mit einem nicht unerheblichen Risiko verbunden ist.
Währungsrisiken beim Handel mit Rohstoffen
Wer sich für eine
Geldanlage
im Bereich der Rohstoffe interessiert, sollte zudem bedenken, dass die Rohstoffe in der Regel in Dollar gehandelt werden. Deshalb ist der deutsche Anleger zusätzlich einem Währungsrisiko ausgesetzt. Bei einem schwachen Dollar werden erzielte Gewinne aus dem Rohstoffinvestment beim Umtausch in Euro durch den ungünstigen Wechselkurs teilweise wieder aufgezehrt. Der Anleger muss deshalb neben den Rohstoffpreisen auch immer den Wechselkurs im Auge behalten.
Risikostreuung durch Rohstoffinvestments
Investments in Rohstoffe haben aber den großen Vorteil, dass ihre Wertentwicklung weitgehend unabhängig vom Finanzmarkt verläuft. In der Vergangenheit zeigte sich sogar, dass Aktienkurse und Rohstoffpreise oftmals eine gegenläufige Entwicklung (negative Korrelation) aufwiesen. Aus diesem Grund eignen sich die Rohstoffinvestments sehr gut als Ergänzung eines bestehenden Anlageportfolios aus Aktien und Anleihen. Durch die Beimischung von Rohstoffinvestments lässt sich das Gesamtrisiko eines Portfolios breiter streuen. Dieses Vorgehen bezeichnet man auch als Risikodiversifikation.
Aktuelle Entwicklungen an den Rohstoffmärkten?
Wenn man von Rohstoffinvestments spricht, denken viele Anleger zunächst an Gold. Das ist kein Wunder, da zuletzt ständig neue Meldungen über den Anstieg des Goldpreises zu vernehmen sind. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein neues Rekordhoch beim Goldpreis vermeldet wird. Am 27. September 2010 knackte der Goldpreis sogar erstmals die Marke von 1.300 Dollar je Feinunze.
Und auch er der Preis für Silber erreichte am 24. September 2010 mit einem Preis von 21,34 Dollar je Feinunze seinen höchsten Stand seit dreißig Jahren. Der Preis für Rohöl ist aktuell ebenfalls wieder auf einem hohen Niveau angekommen. Gerade erst stieg der WTI-Ölpreis mit mehr als 83 Dollar je Barrel auf den höchsten Stand seit fünf Monaten.
Wenn man die Preisentwicklung von Rohstoffen allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet, fällt auf, dass diese in der Regel zyklisch verläuft. Das bedeutet, dass sich Preisanstiege und Preissenkungen in regelmäßigen Abständen abwechseln.
Möglichkeiten der Direktinvestition?
Der direkte Erwerb von Rohstoffen ist für einen privaten Anleger in der Regel kaum zu realisieren. Die einzigen Rohstoffe, die private Anleger in ihrer physischen Form tatsächlich erwerben können, sind Edelmetalle wie Gold oder Silber. Aber auch hier ist der Erwerb des Rohstoffs in physischer Form für Privatanleger nur bedingt zu empfehlen, da der Anleger immer auch die Lagerkosten in den Tresoren der Banken berücksichtigen muss.
Derivate als Alternative
Da ein privater Anleger zumeist also keine Möglichkeit hat, die Rohstoffe in physischer Form selbst zu erwerben und weiterzuverkaufen bzw. zu lagern, muss er beim Rohstoffhandel den Umweg über die Terminbörsen wählen. Dort werden Finanzderivate gehandelt. Diese Derivate sind Finanzinstrumente, deren Kursentwicklung mit der Preisentwicklung eines anderen Handelsgutes verknüpft ist. In diesem Fall wäre dieses Handelsgut der jeweilige Rohstoff, in den der Anleger investieren möchte. Wenn ein Anleger beispielsweise an steigende Ölpreise glaubt und deshalb
in Öl investieren
will, so kann er an den Terminbörsen Derivate erwerben, die mit dem Ölpreis verknüpft sind. Falls der Ölpreis tatsächlich nach oben geht, so steigt auch der Wert des Derivats.
Die an den Terminbörsen gehandelten Derivate sind als Termingeschäfte derart gestaltet, dass der Emittent sich gegenüber dem Anleger zur Lieferung einer bestimmten Menge eines Rohstoffs zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem vorab festgelegten Preis verpflichtet. Bei Privatanlegern wird in der Regel vertraglich auf die physische Lieferung des Rohstoffs verzichtet und stattdessen nur die Preisdifferenz zwischen vereinbarten Preis und aktuellem Marktpreis ausgeglichen. Alternativ besteht die Möglichkeit, den Terminkontrakt vorzeitig zu veräußern.
Optionen und Futures
Zu den Derivaten, die an Terminbörsen gehandelt werden, gehören sowohl Futures als auch
Optionen
. Während es sich bei Optionen um bedingte Termingeschäfte handelt, gehören die Futures zu den unbedingten Termingeschäften. Bei Futures wird das vereinbarte Geschäft zu einem späteren Zeitpunkt auf jeden Fall abgewickelt. Dagegen hat der Optionsinhaber bei Optionen ein Wahlrecht, ob er je nach Preisentwicklung des zugrundeliegenden Rohstoffs das Geschäft abwickeln will oder darauf verzichtet.
Aktien von Rohstoffproduzenten
Eine weitere Alternative für Anleger, die im Bereich Rohstoffe Geld investieren möchten, sind Aktien der Rohstoffproduzenten. So lassen sich beispielsweise am Aktienmarkt Anteilsscheine von Goldminen oder den großen Ölunternehmen erwerben. Auf diese Weise kann der Anleger indirekt von einem Anstieg des jeweiligen Rohstoffpreises profitieren. In der Vergangenheit war nämlich häufig festzustellen, dass der Preiseinstieg eines Rohstoffes auch den Aktienkursen der produzierenden Unternehmen zugutekam. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig der Fall sein. Man vergleiche nur einmal die Ölpreisentwicklung und die Kursentwicklung der BP-Aktie nach der „Deepwater Horizon“- Katastrophe.
Weitere Informationen zum Thema Rohstoffe:
→ Mit ETCs (Exchange Traded Commodities) in Rohstoffe investieren
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