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Mittwoch, den 29. April 2015

Ratingagenturen

24.07.2011 Macht in wenigen Händen





Ihre Urteile über die Bonität von Staaten lassen selbst eine Supermacht wie die USA erzittern. Ihre Entscheidungen beeinflussen die Börsen auf der ganzen Welt und lassen angeschlagene Volkswirtschaften noch stärker taumeln. Die Rede ist von den Ratingagenturen. Zumindest von gerade einmal drei von ihnen, denn als wirklich relevant wird nur das amerikanische Agenturen-Trio von Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch angesehen. Verwundert fragt man sich, warum die genannten Agenturen eine so große Bedeutung besitzen?
Schwerwiegende Entscheidungen
Die Liste an negativen Einschätzungen zur Bonität von Ländern durch die drei Agenturen ist mittlerweile sehr lang geworden. So wurden beispielsweise Griechenland, Irland oder Portugal jeweils herabgestuft. Die Folgen dieser Entscheidungen sind für die Länder sehr dramatisch. Denn verschlechtert sich die Ratingnote für ein Land, steigen die Zinsen für die Anleihen des Staates. Kurz gesagt, damit das jeweilige Land neues Geld über Kredite bekommt, muss es höhere Zinsen zahlen, was zu einer Verschärfung der ohnehin schwierigen Finanzlage führt.
Auch die USA sind betroffen
Bisher hatte es den Anschein, dass die Agenturen nur europäische Länder besonders streng im Auge hatten. Doch vor wenigen Tagen erwischte es nun auch die USA. Zwar wurde dem Land noch nicht die Bestnote der Bonität von AAA abgesprochen, doch die Agentur Moody’s drohte zumindest schon einmal mit diesem Schritt. Sollten die USA also nicht alsbald ihr zugegebenermaßen sehr großes Haushaltsdefizit wirksam bekämpfen, wird der Drohung wohl demnächst auch wirklich die Herabstufung folgen. Auch hier wäre die Folge, dass sich die Kreditaufnahme für die USA wesentlich verteuern würde.
Wer sind die Agenturen?
Wie zu Beginn erwähnt, handelt es sich bei den Ratingagenturen, die die Bonität von Staaten oder auch Unternehmen beurteilen, um einen kleinen Kreis. Zwar gibt es weltweit viele Ratingagenturen, doch der Markt wird hauptsächlich von drei Agenturen aufgeteilt. Besonders pikant dabei ist, dass diese Firmen allesamt aus den USA stammen, konkret handelt es sich dabei um:
1. Standard & Poor’s
Die Ratingagentur wurde 1941 gegründet und hat ihren Sitz in New York. Bekannt ist die Tochtergesellschaft des Medienunternehmens McGraw-Hill auch durch den Aktienindex „S&P 500 “, einem selbst geschaffenen Index, der die Aktien der 500 größten Unternehmen in den USA abbildet.
2. Moody’s
Gegründet wurde die Agentur bereits im Jahr 1909. Damals wurden noch Ratings für Eisenbahn-Anleihen herausgegeben. Der Sitz des Unternehmens ist ebenfalls in New York. Ein großer Einzelaktionär der Firma ist der bekannte Großinvestor Warren Buffet, der zu den reichsten Menschen weltweit gezählt wird.
3. Fitch
Die Ratigagentur Fitch wurde wiederum 1913 gegründet. Sie unterhält zwei Hauptfirmensitze, zum einen in New York und zum anderen in London. Die Agentur gehört mehrheitlich der französischen Finanzgruppe Fimalac.
Politik scheint hilflos
Die ersten Bemühungen, die Macht der Ratingagenturen zu brechen, kamen bereits nach der Finanzkrise 2008 und 2009 auf. Damals gab man den Ratingagenturen eine Mitschuld am Ausbruch der Krise. Denn die Firmen hatten bis zuletzt beispielsweise auch Papiere des US-Hypothekenmarkts mit Bestnoten bewertet, die sich kurze Zeit später als vollkommen wertlos herausstellten. Doch den damaligen Ankündigungen folgten nur wenige konkrete Handlungsschritte. Auch jetzt scheint die Politik eher planlos, denn handlungsfähig. Anscheinend ist der Druck durch die Finanz-Lobby zu groß. Denn Vorschläge, wie man die Ratingagenturen in ihrer Macht beschneiden kann, sind längst formuliert. So hat zum Beispiel das Financial Stability Board (FSB) bereits diverse Vorschläge formuliert. Bei der Einrichtung handelt es sich um ein Gremium, das 2009 gegründet wurde und zwar mit der Zielsetzung das Finanzsystem auf der Welt zu überwachen. Vorzufinden sind in der Institution hochrangige Vertreter aus Finanzministerien, Aufsichtsbehörden der G20-Staaten und Zentralbanken. Zudem sind auch wichtige Finanzorganisationen wie die Weltbank oder der Internationale Währungsfonds im FSB mit Mitgliedern vertreten. Zu den wichtigsten Vorschlägen des FSB gehören:
  • Zentralbanken oder auch andere Großbanken sollen Ratings selbst durchführen und für diesen Arbeitsbereich finanzielle und personelle Kapazitäten schaffen
  • Investmentfonds sollen in ihren Handlungen nicht mehr automatisch an Ratings gebunden sein, dadurch verhindert man beispielsweise den Verkauf von Anleihen oder auch Aktien von Firmen, die abgewertet wurden und somit nicht mehr den Bonitäts-Richtlinien des Fonds entsprechen
  • Ratingagenturen sollen nicht mehr über einen privilegierten Zugang zu bestimmten Wirtschaftsinformationen verfügen
Bleibt also zu hoffen, dass sich die Politik in Zukunft auf wirksame Maßnahmen verständigen kann. Da die aktuelle Euro-Krise zeigt, wie die Entscheidungen der Ratingagenturen zu einer Verschärfung der Lage in den angeschlagenen Ländern führen. So wurde beispielsweise Portugal trotz eingehaltener Sparmaßnahmen vor kurzem wieder herabgestuft. Doch statt verbaler Beschwerde in der Öffentlichkeit, unter anderem regelmäßig durch die EU-Kommission, sollte sich die Politik endlich auf Rahmenbedingungen verständigen, die solche machtvollen Effekte erst gar nicht zulässt.


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