Luxusgüter Aktien
12.11.2012 Chancen und Risiken für Anleger
Auf den ersten Blick wundert man sich, wenn man sich die Kursverläufe vieler Aktien aus dem Bereich der Luxusgüter anschaut. Von Krise ist hier zunächst kaum eine Spur zu sehen. Stattdessen können viele Aktien aus dieser Rubrik satte Kurszuwächse vorweisen. Warum dies so ist und wo bei einem eventuellen Investment trotz alledem Risiken lauern, lesen Sie im folgenden Artikel.
Luxus Aktien – Gewinne statt Verluste
An der Börse gibt es bekanntermaßen viele Weisheiten. Eine davon lautet: Reiche kaufen immer! Ein Satz, der sich in der letzten Zeit wieder einmal bewahrheitet hat. Während viele Konzerne aus anderen Branchen mit Gewinnwarnungen und teilweise erheblichen Kursverlusten durch die Euro-Krise steuerten, können sich die meisten Luxusgüter-Unternehmen bei Absatz und Gewinn nicht beschweren. So kauften Besserverdienende in den USA oder Europa beispielsweise in den Bereichen Kleidung oder Schmuck weiterhin fleißig Luxusgüter.
China beflügelt die Branche
Auch wenn der Absatz in den klassischen Märkten wie beschrieben recht stabil geblieben ist, die positiven Geschäftszahlen ergeben sich aber vor allem aus dem wachsenden Markt in Asien. Hier sind es Länder wie China, die durch steigende Einkommen eine veritable Oberschicht herausbilden, für die das Schwelgen im Luxus längst zum Lifestyle dazugehört. Statussymbole wie teure Kleidung oder Schmuck werden für diese Personen immer wichtiger. Durch den Nachholbedarf beim Konsum der Luxusgüter, ergibt sich in dieser Region für die Branche somit ein stetig größer werdender Absatzmarkt.
Laut der
Unternehmensberatung McKinsey & Company
werden die Umsätze in China im Bereich Luxuswaren bis zum Jahr 2015 auf etwa 27 Milliarden US-Dollar ansteigen. Dies würde dann einen Anteil von 20 Prozent am weltweiten Luxusmarkt ausmachen. Schon heute kann man bekannte Luxusmarken leicht in den Einkaufsstrassen von Peking entdecken und die Zahl der Millionäre im Reich der Mitte wächst beständig. Hierbei lässt sich zudem ein wichtiger Unterschied zu den Millionären in etablierten Volkswirtschaften entdecken, denn die chinesischen Millionäre sind im Durchschnitt wesentlich jünger und dadurch noch konsumfreudiger.
Aktienbeispiele aus dem Luxusgüterbereich
Unternehmen im Luxusgüterbereich gibt es zahlreiche. Ein sehr erfolgreiches Beispiel ist die bekannte Modemarke Prada, die erst seit 2011 an der Börse handelbar ist. Seitdem konnte die Aktie einen rasanten Zugewinn erzielen. Allein in der 1-Jahresrückschau legte der Kurs von Prada (WKN: A0NDNB) um rund 82 Prozent zu. Die Aktie ist an der Börse in Hongkong notiert und dies nicht ohne Grund. Prada erzielt schon heute mit seinen Produkten mehr als die Hälfte des Umsatzes in Asien. Wie wichtig der Markt ist, sieht man auch beim Umsatzplus der Region. Dieses lag im ersten Halbjahr 2012 bei 45 Prozent. Zum Vergleich: Der Umsatz beispielsweise in Nord- und Südamerika stieg „nur“ um 31 Prozent an. Auch der Markt in Europa erzielte ein geringeres Umsatzplus.
Ebenfalls handelbar ist die Aktie des französischen Konzerns LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton S.A (WKN: 853292). Bei dem Unternehmen handelt es sich um den Branchenführer in der Luxusbranche und der Besitzer Bernard Arnault ist mit einem Vermögen von etwa 32 Milliarden US-Dollar der reichste Mann Frankreichs. Im ersten Halbjahr 2012 konnte die Firma ein Umsatzplus von 12 Prozent erreichen. Auch der Gewinn wurde um 28 Prozent gesteigert und betrug 1,68 Milliarden Euro. Mehr als 60 Luxusmarken werden in dem Konzern vereint.
Der Vorteil bei dieser Aktie ist, dass das Unternehmen durch die Vielfalt an Marken sehr breit aufgestellt ist und nicht nur in eine Richtung agiert, wie dies beispielsweise bei vielen Modeunternehmen der Fall ist. Bekannte Marken von LVMH sind unter anderem aus dem Bereich Wein & Spirituosen die Champagnerhersteller Moët & Chandon oder Dom Pérignon, und im Modebereich lassen sich so klangvolle Namen wie Kenzo oder Fendi entdecken.
Die wertvollste Marke des Unternehmens ist aber Louis Vuitton, die man allgemein auf einen Wert von rund 20 Milliarden Euro schätzt. Bekannt ist das Label vor allem für seine hochpreisigen Handtaschen und Bekleidungsprodukte. Auch LVMH konnte in den letzten Jahren fast immer ein jährliches Kursplus verzeichnen, auf die letzten fünf Jahre bezogen beträgt der Kurszuwachs bei dem Konzern rund 54 Prozent.
Fonds bieten mehr Diversifikation
Wie so oft kann man als Anleger aber statt eines Einzelinvestments auch zu
Aktienfonds
greifen, die das Risiko einer Anlage verringern, da man sich auf diese Weise nicht von der Wertentwicklung von nur einer Aktie abhängig macht. Ein Beispiel für einen Aktienfonds, der gezielt in Werte aus dem Luxusgüterbereich investiert, ist der Allianz RCM DELUXE - A – EUR (WKN: A0J24E). Der Fonds investiert in Firmen, die weltweit agieren. Im Portfolio lassen sich unter anderem bekannte Marken wie Burberry, Hugo Boss oder Christian Dior entdecken.
Die meisten Unternehmen stammen aus Frankreich, das bei der Länderverteilung der Werte im Fonds mit knapp 27 Prozent an der ersten Stelle liegt. Gefolgt wird das Land von Firmen aus der Schweiz und Deutschland. In den letzten 12 Monaten konnte der Aktienfonds ein Plus von rund 16 Prozent erreichen. In der Rückschau für 3 Jahre beträgt der Kursgewinn wiederum stattliche 90 Prozent.
Zwei Hauptrisiken für die Branche beachten
1. Langsameres Wachstum in China:
Die große Chance der Branche, nämlich der wachsende Markt in Schwellenländern, ist gleichzeitig auch ein Risikofaktor. Denn ob die enormen Wirtschaftszuwächse weiterhin andauern, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Beispielsweise zeichnet sich in China bereits ein langsameres Wachstum der Wirtschaftskraft ab. Im dritten Quartal 2012 betrug das Wachstum zwar für europäische oder nordamerikanische Verhältnisse traumhafte 7,4 Prozent, doch für China sind diese Zahlen eher enttäuschend.
Immerhin konnte die Volkswirtschaft noch vor einiger Zeit regelmäßig mit zweistelligen Wachstumszahlen auftrumpfen. Zudem war dieses Quartal auch keine Ausnahme, sondern ist nun bereits das siebte Quartal in Folge, in dem das Wachstum gesunken ist. Für die Luxusgüterbranche würde sich ein schwächeres Wirtschaftswachstum negativ auf die Umsatzzahlen auswirken.
2. USA – Haushaltsdefizit bedroht Wirtschaft:
Auch der traditionell sehr wichtige Markt in den USA birgt einen nicht zu unterschätzenden Risikofaktor für die Branche. Kaum wurde Barack Obama in der letzten Woche als Präsident wieder gewählt, ging die Börse in New York am nächsten Tag mit hohen Verlusten aus dem Handel. Der Grund ist, dass die Angst wächst, dass sich der demokratische Präsident und die republikanische Mehrheit im Kongress nicht auf einen gemeinsamen Haushalt einigen können. Sollte dies passieren, würden die USA massive Ausgabenkürzungen vornehmen müssen, da das Haushaltsdefizit die vorgegebene Verschuldungsgrenze durch die Verfassung überschreiten würde. Ein Szenario, dass das Land wahrscheinlich mindestens an den Rand einer Rezession bringen würde.
Auch wenn die Branche durch die bisherigen Krisen in den letzten Jahren ganz gut durchgekommen ist, eine völlige Abkopplung von der Wirtschaftslage in den wichtigsten Absatzmärkten besteht nicht, weshalb die beiden Risiken vor einem eventuellen Investment unbedingt in die Überlegungen mit einbezogen werden sollten.
Fazit
Die Luxusgüterbranche gehört ohne Frage zu den besonders interessanten Wirtschaftszweigen. Die Entwicklung in den letzten Jahren war überwiegend positiv und noch immer kann man der Branche größere Wachstumschancen zugestehen. Besonders der steigende Absatz in vielen Schwellenländern weltweit und hierbei besonders in Asien beschert der Branche einen guten Ausblick. Hierin liegt gleichzeitig auch ein Risiko. Ob beispielsweise das Wirtschaftswachstum in einem Land wie China weiterhin so stark anhalten wird wie bisher, wird mittlerweile vielerorts bezweifelt. Die ganz großen Gewinne könnten somit bereits der Vergangenheit angehören. Allerdings handelt es sich bei der Einkommenssteigerung in Schwellenländern um einen stabilen und langfristigen Trend - ein Einstieg in die Branche kann sich somit noch immer lohnen.