Aktien für Sportfirmen
22.03.2012 Es läuft gut
Auf 2012 freuen sich die Verantwortlichen vieler großer Sportartikelkonzerne besonders. Mit der Fußball-EM in Polen und der Ukraine und den Olympischen Spielen im Sommer in London stehen gleich zwei sportliche Großevents im Kalender. Erfahrungsgemäß gehen diese Anlässe immer auch mit einem erhöhten Absatz an Sportartikeln einher. Doch die Branche kann auch auf den langfristigen Trend einer immer stärker sportorientierten Lebensweise setzen. Wo trotzdem Gefahren für die Aktien solcher Firmen liegen und ob sich ein Investment insgesamt lohnt, können Sie im nachfolgenden Text lesen.
Emotionen verkaufen immer noch am besten
Die Überschrift ist zwar ein alter Spruch aus der Werbebranche, doch ändert dies nichts an seiner Aktualität. Noch immer sind Emotionen, wie sie gerade im Sport vorkommen, ein besonders gutes Verkaufsargument. Wenn sich also in einigen Monaten die besten Fußball-Teams aus Europa gegenüberstehen, wird kaum ein Fan auf die standesgemäße Bekleidung im Trikot seiner Lieblingsmannschaft verzichten wollen.
Allein Adidas, neben Nike größtes Unternehmen der Branche, hofft nach eigenen Angaben, dass man nur im Bereich Fußball dieses Jahr mehr als 1,5 Milliarden Gewinn und somit mehr als bei der Fußball-WM in Südafrika erzielt. Kein Wunder also, dass die Aktie speziell seit Jahresbeginn steil nach oben geht und in den letzten zwölf Monaten zudem schon um 25 Prozent zulegte.
Doch auch der erwähnte Konzern Nike verspricht sich viel in diesem Jahr. Immerhin werden fünf Teams von ihm ausgestattet und zählt man die Unternehmenstochter Umbro mit, kommt man sogar auf acht Mannschaften. Für die deutschen Fans ist aber Adidas die richtige Adresse, wenn es um das passende T-Shirt geht, da die Marke mit den drei Streifen traditionell der Ausrüster der Nationalmannschaft ist. Übrigens aber auch für Titelverteidiger Spanien...
Zudem können sich die genannten Sportartikelfirmen wie Adidas oder Nike im Umfeld der medialen Berichterstattung, beispielsweise bei den Olympischen Spielen im Sommer, sehr gut präsentieren. Ein Werbeeffekt, der sicherlich so manchen Sportmuffel zumindest kurzfristig zum Sporttreiben anregt und somit das Geschäft zusätzlich ankurbeln wird.
Sport ist längst auch Lifestyle
Neben dieser durch die beiden Großereignisse aktuell günstigen Situation für die Sportfirmen profitieren die Unternehmen aber auch von langfristigen Trends und einem veränderten Zeitgeist. So ist der Stellenwert von Fitness in den westlichen Gesellschaften seit vielen Jahren merklich gestiegen. Diese vor allem bei der kaufkräftigen Mittelschicht zu beobachtende Änderung sorgt dafür, dass Sportartikel an eine immer breitere Käuferschicht verkauft werden können. Nicht zuletzt auch in vielen Schwellenländern, in denen die Mittelschicht wächst.
Doch nicht nur der Fitness-Boom ist als stabiler Absatzmarkt für die Konzerne von Vorteil. Daneben lässt sich feststellen, dass sich viele Sportartikel heutzutage zu modischen Accessoire gewandelt haben. So ist zum Beispiel der Absatz von sportlichen Sneakers der bekannten Marken im Lifestyle-Bereich stetig gewachsen. Turnschuhe, Sportjacken oder Sporttaschen sind längst zu normalen Kleidungsstücken geworden, die nicht mehr nur in jugendlichen Subkulturen ihre Abnehmer finden.
Sneaker Index schlägt Dax
Abzulesen ist die stabile wirtschaftliche Lage der Sportartikelbranche längst auch an der Börse. Trotz allgemeiner Krise in der jüngeren Vergangenheit konnten sich die großen Sportfirmen, zu denen man beispielsweise auch Puma oder Foot Locker zählt, vergleichsweise gut behaupten. So zeigt sich beispielsweise der vom Finanzanalysten Bloomberg berechnete „Oregonian Sneaker Index“, in dem sich aktuell die 34 größten Sportartikelhersteller befinden, in einer mehr als passablen Verfassung.
Vergleicht man die Entwicklung der letzten beiden Jahre mit dem World Index von Bloomberg, erkennt man beim Sneaker-Index auf Euro-Basis ein Plus von 60 Prozent, während der World Index in diesem Zeitraum nur einen Zugewinn von neun Prozent schaffte. Auch der deutsche Leitindex DAX ist mit einem Kursplus von rund elf Prozent weit abgeschlagen. Ebenso wie Adidas konnte, wie die nachfolgende Grafik zeigt, beispielsweise auch Nike besonders seit dem Jahreswechsel einen stattlichen Kurszuwachs erzielen. In der 1-Jahres-Rückschau hat die Aktie um insgesamt 28 Prozent zugelegt.
Risiken der Branche
Auch wenn sich viele Rahmenbedingungen für die Sportfirmen derzeitig günstig gestalten, einige Risiken sind trotzdem nicht außer Acht zu lassen. Besonders die unsichere Lage auf den Rohstoffmärkten ist zu benennen. Hier sind in der letzten Zeit Preissteigerungen, beispielsweise für Baumwolle oder Kautschuk zu beobachten gewesen, was bereits zu allgemeinen Preissteigerungen, beispielsweise bei Nike, Puma oder Adidas geführt hat. Ob die Verbraucher weitere Preisanhebungen mitgehen werden oder durch die Eurokrise in vielen Ländern finanziell überhaupt können, ist nicht garantiert.
Ein anderes Kostenrisiko stellen die gestiegen Lohn- und Transportkosten für die Konzerne dar. Das Lohnniveau steigt in vielen Schwellenländern beständig an, eine grundsätzlich erfreuliche Nachricht, die aber die bisherigen Gewinnmargen verringert. Auch ein weiterhin hoher Erdölpreis würde die wichtigen Transportkosten auf einem hohen Niveau verbleiben lassen.
Fazit
Die Aktien von großen Sportfirmen, beispielsweise von den im Text benannten Firmen, sind aktuell eine interessante Option für Anleger. Die kurz- aber auch langfristigen Aussichten sind mit anderen Branchen verglichen sehr gut. Zukünftige Kostensteigerungen stellen aber ein Risiko für die Unternehmen dar. Da es bisher keine Fonds mit einem Fokus auf die Branche gibt, muss man als Anleger auf einzelne Aktieninvestments zurückgreifen. Dies ist aber immer mit höheren Risiken verbunden, da man so mit einer Anlage keine Streuung über mehrere Firmen erzielt. Ratsam ist es deshalb, dass man sich bei einer eventuellen Anlage nicht nur auf eine Firma konzentriert, sondern mehrere Firmen aus dem Segment ins Auge fasst. Zur Beimischung ins eigene Portfolio sind die Sportaktien aber speziell für das an Sportereignissen reiche Jahr 2012 grundsätzlich eine gute Option.